Vorwort zur zweiten Auflage.
Die Tatsache, daß die erste Auflage in kaum zweijähriger Frist
vergriffen wurde, obwohl nur ein Teil der in Frage kommenden Schulen
Zeit genug hat, den gebotenen Stoff zu bewältigen, veranlaßte uns,
es bezüglich Umfang und Anordnung im wesentlichen beim alten
zu lassen.
Wohl kürzten wir hier und da, schieden manches aus und er-
gänzten an anderer Stelle. Als Anhang gaben wir eine kurze Wort-
und Sacherklärung weniger bekannter Handelswaren bei und hoffen,
damit manchem Kollegen zu dienen.
Das Zahlenmaterial schien uns doch etwas zu reichlich be-
messen, so daß wir bei der Erneuerung desselben nicht unbedeutende
Streichungen vorgenommen haben.
Herzlichen Dank allen Herren Kollegen, die uns ihren freund-
lichen Rat geliehen, insbesondere Herrn Professor Dr. Steffen,
Bochum, der uns in liebenswürdigster Weise unterstützt hat.
So übergeben wir auch die Ii. Auflage des Ii. Teiles unseres
Werkchens der Öffentlichkeit mit dem Wunsche, daß auch sie eine
freundliche Aufnahme finden möge.
Frankfurt a. M., im August 1907.
Die Verfasser.
Vorwort zur dritten Auflage.
In schneller Folge sehen wir uns veranlaßt, mit einer 3. Auf-
lage an die Öffentlichkeit zu treten. Sie mußte bis auf einige un-
wesentliche Verbesserungen und Ergänzung eines kleinen Teiles des
Zahlenmaterials aus praktischen Gründen unverändert bleiben.
Frankfurt a. M., Ende März 1908.
Die Verfasser.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
368
Ich befand mich, so erzählt der spätere Konteradmiral Werner, als
Flaggleutnant auf der „Gefion". Bei unserer Kreuztour kamen wir auch
nach Rio de Janeiro und wurden, wie dies bei Besuch ausländischer Häfen
durch Kriegsschiffe allgemein Sitte ist, von den Spitzen der Behörden zu
Festlichkeiten eingeladen. Bei einem feierlichen Mittagessen hatte ich das
Vergnügen, einen hohen, reich mit Orden geschmückten Regierungsbeamten
als Tischnachbar zu bekommen, mit dem ich mich auf das angenehmste
unterhielt. Plötzlich wurde meinem patriotischen Stolze ein bedeutender
Dämpfer aufgesetzt, als jener im Laufe des Gespräches die Frage an mich
richtete: „Sagen Sie einmal, verehrter Herr, liegt Preußen eigentlich in
Hamburg?"
Zuerst schaute ich ihn ganz verblüfft an; da ich aber bemerkte, daß
er in vollem Ernste sprach und mir zugleich einfiel, daß man an
brasilianische Regierungsbeamte nicht den Maßstab allgemeiner Bildung
legen könne wie an deutsche, so erwiderte ich ebenso vertraulich: „Nun,
nicht gerade darin, aber ganz nahe bei."
Das Gespräch war damals für unsere deutschen Verhältnisse charakte-
ristisch; Hamburg kannte man in Brasilien sehr gut, seine Schiffe erschienen
häufig genug in den dortigen Häfen, und auch von Bremen wußte man
etwas, aber von Preußen und dem übrigen Deutschland selbst in den ge-
bildeten Kreisen wenig oder nichts; seine Handelsschiffe kamen damals
nicht über das Mittelmeer hinaus. Wie hat sich das in den 50 Jahren
geändert! Wo gibt es ein Land, und läge es im fernsten Winkel der
Erde, in dem jetzt nicht die deutsche Flagge gekannt, geachtet und gefürchtet
wäre? Dank unserer Flotte weiß man jetzt, daß Deutschland die Macht
besitzt und gewillt ist, seine Flagge und seine Untertanen zu schützen und
vor jeder Unbill zu bewahren.
Mit dem Jahre 1864 fiel mit Holstein der Hafen von Kiel, der
sicherste, geräumigste und tiefste der Ostsee, an Preußen, und nach und nach
wurde auch der Kriegshafen am Jadebusen, den Preußen schon seit 1854
besaß, ausgebaut. Als Preußen auf den böhmischen Schlachtfeldern die
Einigung Norddeutschlands errungen hatte, da brachte es dem Nord-
deutschen Bunde eine Marine als Morgengabe mit, die bereits der dänischen
überlegen war.
Aber der neue Bund überzeugte sich bald, daß diese Macht noch
lange nicht ausreichend war, um unsere Küsten gegen feindliche Landungen
und Blockaden sowie unsern Seehandel genügend zu schützen, und beschloß
daher, ungesäumt ihre Vergrößerung zu veranlassen.
Als 1870 der ftanzösische Krieg ausbrach, durfte zwar die deutsche
Marine den vierfach überlegenen Blockadeflotten Frankreichs nicht in offener
See begegnen, aber sie verhinderte doch jede feindliche Landung und Brand-
schatzung unserer Küstenstädte.
Nach dem Frieden waren Wilhelmshaven und Kiel zur Aufnahme und
Reparatur der großen Schiffe fertig geworden, und das Deutsche Reich,
das die Marine übernahm, sorgte dafür, daß mit der Vergrößerung der
Flotte energisch vorgegangen wurde.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag]]
Extrahierte Personennamen: Werner
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Hamburg Brasilien Deutschland Deutschland Holstein Kiel Ostsee Norddeutschlands Frankreichs Wilhelmshaven
354
Wenn Ich Gott um Kraft bitte, diese königlichen Pflichten
zu erfüllen, die sein Wille Mir auferlegt, so bin Ich dabei von
dem Vertrauen zum preußischen Volke getragen, welches der
Rückblick auf unsere Geschichte Mir gewährt. In guten und in
bösen Tagen hat Preußens Volk stets treu zu seinem Könige
gestanden; auf diese Treue, deren Band sich Meinen Vätern
gegenüber in jeder schweren Zeit und Gefahr als unzerreißbar
bewährt hat, zähle auch Ich in dem Bewußtsein, daß Ich sie
aus vollem Herzen erwidere als treuer Fürst eines treuen Volkes,
beide gleich stark in der Hingebung für das gemeinsame Vater-
land. Diesem Bewußtsein der Gegenseitigkeit der Liebe, welche
Mich mit Meinem Volke verbindet, entnehme Ich die Zuversicht,
daß Gott Mir Kraft und Weisheit verleihen werde, Meines
königlichen Amtes zum Heile des Vaterlandes zu walten.
Potsdam, den 18. Juni 1888. Wilhelm.
151. Eine Keichstagsverhandlung.
Sitzung Montag, den 6. Februar 1880.
Die Sitzung wird um * Uhr *5 Minuten durch den Präsidenten von wedell-
piesdorf eröffnet.
Präsident: Die Sitzung ist eröffnet.
Das Protokoll der vorigen Sitzung liegt zur Einsicht auf dem Bureau offen.
Ich habe Urlaub erteilt dem Herrn Abgeordneten Dr. Kruse für sechs Tage.
Entschuldigt find die Mitglieder des Reichstags v. Schlieckmann, Krämer
und Freiherr v. Mirbach.
Als Beauftragte des Bundesrats find von dem Herrn Reichskanzler für den
ersten Gegenstand der Tagesordnung angemeldet:
Der Kaiser!. Geheime Mberregierungsrat Herr Schultz, der Kgl. Geheime
Kriegsrat Herr Koch, der Kgl. Major Herr Sachse, der Kgl. Militärintendantur-
rat Herr Köde und der Kgl. Hauptmann Herr Gaede.
wir treten in die Tagesordnung ein.
Erster Gegenstand derselben ist die erste Beratung des Entwurfs
eines Gesetzes, betreffend die Aufnahme einer Anleihe
für Zwecke der Verwaltung des Reichsheeres (Nr. 92 der
Drucksachen).
Ich eröffne die Beratung. Der Herr Reichskanzler hat das Wort.
Reichskanzler Fürst von Bismarck: wenn ich heute das Wort ergreife,
so ist es nicht, um die Vorlage, die der Herr Präsident eben erwähnte, Ihrer
Annahme zu empfehlen; ich bin nicht in Sorge darüber, daß sie angenommen
werden wird. Die Herren werden in allen Fraktionen darüber ihren Sinn fest-
gestellt haben, wie sie stimmen werden, und ich habe das volle vertrauen zum
deutschen Reichstag, daß er diese Steigerung der Wehrkraft geben wird in
voraussichtsvoller Beurteilung der Gesamtlage Europas. Ich werde deshalb,
wenn ich das Wort ergreife, mehr über die letztere zu reden haben als über die
Vorlage.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Schultz Koch Gaede Bismarck
356
Außerdem ist aber noch ein Vorteil der Annahme dieses Gesetzes: gerade
die Stärke, die wir erstreben, stimmt uns selbst notwendig friedfertig. Mit dsr
gewaltigen Maschine, zu der wir das deutsche Heerwesen ausbilden, unternimmt
man keinen Angriff.
Ich bin nicht für irgendwelchen Angriffskrieg, und wenn der Krieg nur
durch unfern Angriff entstehen könnte — Feuer muß von jemand angelegt
werden — wir werden es nicht anlegen.
Also — wenn ich mich resümieren soll — ich glaube nicht an eine un-
mittelbar bevorstehende Friedensstörung und bitte, daß Sie das vorliegende
Gesetz unabhängig von diesem Gedanken und dieser Befürchtung behandeln,
lediglich als eine volle Herstellung der Verwendbarkeit der gewaltigen Kraft,
die Gott in die deutsche Nation gelegt hat für den Fall, daß wir sie brauchen;
brauchen wir sie nicht, dann werden wir sie nicht rufen; wir suchen den Fall
zu vermeiden, daß wir sie rufen.
Dieses Bestreben wird uns noch immer einigermaßen erschwert durch
drohende Zeitungsartikel vom Auslande. Man sollte das unterlassen, dann
würde man es uns leichter machen, unsern beiden Nachbarn auch gefälliger
entgegenzukommen. wir können durch Liebe und Wohlwollen leicht bestochen
werden — vielleicht zu leicht —, aber durch Drohungen ganz gewiß nicht!
(Bravo I) wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in
der Welt (lebhaftes Bravo); und die Gottesfurcht ist es schon, die uns der,
Frieden lieben und pflegen läßt.
wer ihn aber trotzdem bricht, der wird sich überzeugen, daß die kampfes-
freudige Vaterlandsliebe, welche *8*3 die gesamte Bevölkerung des damals
schwachen, kleinen und ausgesogenen Preußen unter die Fahnen rief, heutzutage
ein Gemeingut der ganzen deutschen Nation ist, und daß derjenige, welcher die
deutsche Nation irgendwie angreift, sie einheitlich gewaffnet finden wird und
jeden Wehrmann mit dem festen Glauben im Kerzen: Gott wird mit uns sein!
(Lebhafter, andauernder Beifall.)
Präsident: Das Wort hat der Herr Abgeordnete Freiherr von und zu
Frankenstein.
Abgeordneter Freiherr von und zu Franken st ein: Im eignen Namen
und im Namen meiner politischen Freunde stelle ich den Antrag, das eben zur
Beratung stehende Anleihegesetz an die Budgetkonnnisfion zur Vorberatung zu
verweisen, um daselbst die nötigen und möglichen Aufschlüsse zu erhalten.
Präsident: Das Wort hat der Herr Abgeordnete von Helldorf.
Abg. von Helldorf: Meine Herren, ich würde es für unrecht halten,
dem Gehörten ein anderes Wort hinzuzufügen als das des Ausdruckes der vollen
Übereinstimmung mit den Vorschlägen, die der Herr Vorredner gemacht hat,
und den Ausdruck des Vertrauens, daß die vorgeschlagenen Maßnahmen von
unserer Staatsleitung rechtzeitig uns empfohlen werden. . . . (Bravo I)
Präsident: Das Wort hat der Herr Abgeordnete Vr. von Bennigsen.
Abg. I)r. von Bennigsen: Ls sind gewiß nicht lange Reden, welcke
man in diesem Augenblicke von den Vertretern der deutschen Nation im Reiche
tag erwartet. Das aber kann unser Volk verlangen, daß wir in einträchtigem
Zusammenwirken mit den verbündeten Regierungen und in voller Unterstützung
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
358
Präsident: Zur Geschäftsordnung hat das Wort der Berichterstatter.
Berichter st atter Freiherr von Maltzahn-Gültz: Das von
den beiden Herren Rednern aus dem Hause vorgeschlagene Verfahren würde in
voller Übereinstimmung mit dem Verhalten der Kommission stehen, welche fast
sämtliche Beschlüffe zu diesem Gesetze einstimmig gefaßt hat. (Bravo!)
Präsident: Meine Herren, Sie haben den Antrag gehört, den der Herr
Abgeordnete Freiherr von und zu Frankenstein gestellt und den der Herr Ab-
geordnete Or. von Bennigsen unterstützt hat, dahingehend, den vorliegenden
Gesetzentwurf nach Maßgabe der Kommissionsbeschlüsse in zweiter Beratung
en bloc anzunehmen. Es kann diesem Antrag nur Folge gegeben werden,
wenn von keiner Seite demselben widersprochen wird. Ich frage, ob Widerspruch
erhoben wird. (Pause.)
Das geschieht nicht. Ich stelle daher hiermit fest, daß der vorliegende Ge-
setzentwurf nach den Kommissionsbeschlüssen die Annahme des Reichstags gefunden
hat. (Lebhafter Beifall.) — Meine Herren, damit ist die Tagesordnung erledigt.
Ich schlage Ihnen vor, die nächste Sitzung morgen \ Uhr abzuhalten mit
folgender Tagesordnung:
t. Mündliche Berichte der Kommission für die Geschäftsordnung über die
Fortdauer der Mandate der Abgeordneten Saro, Br. von Heydebrand, Lasa
und Weyrauch (Nr. 63, 98 der Drucksachen).
2. Zweite Beratung des von den Abgeordneten Graf von Behr, Br. von
Bennigsen und von Helldorf eingebrachten Gesetzentwurfs, betreffend Änderung
des Artikels 24 der Reichsverfassung (Nr. 29 der Drucksachen).
z. Berichte der Wahlprüfungskommission über die Wahl der Abgeordneten
von Dertzen (Parchim), Llauß, von Funcke, Panse, Richter und Henneberg.
Gegen diese Tagesordnung wird Widerspruch nicht erhoben; sie ist an-
genommen. Ich schließe die Sitzung.
(Schluß der Sitzung 3 Uhr s5 Minuten.) Nach dem stenographischen Berichte.
Uns aber und Unseren Nachfolgern an der Kaiser-
krone wolle Gott verleihen, allzeit Mehrer des Deutschen
Reichs zu fein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern
an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete
nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung. Wilhelm l.
152. Von Freiheit und Vaterland.
Es sind elende und kalte Klügler aufgestanden in diesen
Tagen, die sprechen in der Nichtigkeit ihrer Herzen:
,Vaterland und Freiheit, leere Namen ohne Sinn, schöne
Klänge, womit man die Einfältigen betört! Wo es dem Menschen
wohlgeht, da ist sein Vaterland; wo er am wenigsten geplagt
wird, da blüht seine Freiheit.“
Diese sind wie die dummen Tiere nur auf den Bauch und
seine Gelüste gerichtet und vernehmen nichts von dem Wehen
des himmlischen Geistes.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Extrahierte Personennamen: Maltzahn-Gültz Weyrauch Funcke Henneberg Wilhelm
400
Ergiebigkeit des Beistandes, auf den sie Anspruch haben, zu hinterlassen,
In Unsern darauf gerichteten Bestrebungen find Wir der Zustimmung aller
verbündeten Regierungen gewiß und vertrauen auf die Unterstützung des
Reichstags ohne Unterschied der Parteistellungen. In diesem Sinne wird
zunächst der Entwurf eines Gesetzes über die Versicherung der Arbeiter
gegen Betriebsunfälle mit Rücksicht auf die im Reichstage statt-
gehabten Verhandlungen über denselben einer Umarbeitung unterzogen,
um die erneute Beratung desselben vorzubereiten. Ergänzend wird ihm
eine Vorlage zur Seite treten, welche sich eine gleichmäßige Organisation
des gewerblichen Krankenkassenwesens zur Aufgabe stellt. Aber
auch diejenigen, welche durch Alter oder Invalidität erwerbsunfähig
werden, haben der Gesamtheit gegenüber einen begründeten Anspruch auf
ein höheres Maß staatlicher Fürsorge, als ihnen bisher hat zuteil werden
können. Für diese Fürsorge die rechten Mittel und Wege zu finden, ist
eine schwierige, aber auch eine der höchsten Aufgaben jedes Gemein-
wesens, welches auf der sittlichen Grundlage des christlichen Volkslebens
steht . . ."
Mit diesen herrlichen Worten gab Kaiser Wilhelm 1. das Ziel und
me Richtlinien für unsere heutige Arbeiterversicherung an.
Der Reichstag beschäftigte sich zunächst mit der Fertigstellung und
Durchberatung des Krankenkassengesetzes, während die in Ver-
bindung mit diesem eingebrachte Vorlage eines Unfallversicherungsge-
setzes zurückgestellt wurde. In der Sitzung vom 31. Mai 1883 wurde
das Krankenversicherungsgesetz mit 216 gegen 99 Stimmen angenommen.
Es war also eine ansehnliche Mehrheit, die das Gesetz schließlich auf
sich vereinigte. Vollzogen wurde das Gesetz am 15. Juni 1883. Mit
dem 1. Dezember 1884 trat es in Kraft.
Aber schon vorher hatte Kaiser Wilhelm I. in einer weiteren Botschaft
vom 14. April 1883 dem Reichstage aufs neue die Dringlichkeit deß
gesetzlichen Schutzes der Arbeiter gegen Betriebsunfälle
ans Herz gelegt. Nur einige Sätze wollen wir aus dieser Botschaft
hervorheben. Der Kaiser sagte: „Mit Sorge erfüllt es Uns, daß die
wichtige Vorlage für die Unfallversicherung bisher nicht weiter gefördert
worden ist. ... Unsere kaiserlichen Pflichten gebieten Uns aber, kein in
Unserer Macht stehendes Mittel zu versäumen, um die Besierung der Lage
der Arbeiter und den Frieden der Berufsklassen untereinander zu fördern,
solange Gott Uns Frist gibt zu wirken. Darum wollen Wir dem Reichs-
tage durch diese Unsere Botschaft von neuem und in vertrauensvoller An-
rufung feines bewährten treuen Sinnes für Kaiser und Reich die baldige
Erledigung der hierin bezeichneten wichtigen Vorlagen dringend ans Herz
legen."
Der neue Entwurf des Unfallversicherungsgesetzes wurde
an eine Kommission verwiesen, welche ihn durchberiet und mit ge-
ringen Änderungen an das Haus zurückbrachte. Mit einer überwältigen-
den Mehrheit wurde das Gesetz angenommen und am 6. Juli 1884
vollzogen. Am 1. Oktober 1885 konnte es in Kraft treten. In rascher
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I.
402
Meiner Fürsorge durch die Notwendigkeit gezogen werden, die deutsche
Industrie auf dem Weltmärkte konkurrenzfähig zu erhalten und dadurch
ihre und der Arbeiter Existenz zu sichern. In der Überzeugung, daß auch
andere Regierungen von dem Wunsche beseelt sind, die Bestrebungen einer
gemeinsamen Prüfung zu unterziehen, über welche die Arbeiter dieser
Länder unter sich schon Verhandlungen führen, will Ich, daß zunächst in
Frankreich, England, Belgien und der Schweiz durch meine dortigen
Vertreter amtlich angefragt werde, ob die Regierungen geneigt sind, mit
Uns in Unterhandlung zu treten behufs einer internationalen Verständigung
über die Möglichkeit, denjenigen Bedürfnissen und Wünschen der Arbeiter
entgegenzukommen, welche in den Ausständen der letzten Jahre und ander-
weit zutage getreten sind."
Die vom Kaiser angeordneten Einladungen ergingen, und die Ab--
gesandten sämtlicher eingeladenen Regierungen nahmen an den Verhand-
lungen teil. Die Konferenz beschäftigte sich mit folgenden Punkten:
1. Regelung der Arbeit in Bergwerken, 2. Regelung der Sonntagsarbeit,
3. Regelung der Kinderarbeit, 4. Regelung der Arbeit junger Leute,
5. Regelung der Arbeit weiblicher Personen, 6. Ausführung der verein-
barten Bestimmungen. Am 29. März 1890 hatte die Konferenz ihre
Arbeiten beendet, und die fremden Abgesandten übermittelten ihren Regie-
rungen die Ergebnisse der Verhandlungen.
Für Deutschland gingen hieraus zwei wichtige Gesetze hervor, nämlich
das Gesetz über die Gewerbegerichte und das Gesetz über
die Abänderung der Gewerbeordnung (Arbeiterschutz-
gesetz). Das Gewerbegericht hat den Zweck, Streitigkeiten im Arbeits-
verhältnis schnell und billig durch ein aus Arbeitgebern und Arbeitern
zusammengesetztes Gericht zu erledigen und bei den häufig vorkommenden
Arbeiterausständen als Einigungsamt zu dienen.
In der Herbsttagung 1890 ging dem Reichstage der Entwurf über
die Abänderung der Gewerbeordnung zu. Nach langen und anstrengenden
Beratungen wurde er am 8. Mai 1891 mit großer Mehrheit vom
Reichstage als Gesetz angenommen und am 1. Juni 1891 vom Kaiser
vollzogen.
Diese Gesetze sind im Laufe der Zeit mehrfach durchgesehen und
verbessert worden. Die letzte Verbesserung und Erweiterung haben sie
durch die vom Reichstage am 31. Mai 1911 verabschiedete Reichs-
versicherungsordnung erfahren. Diese Reichsversicherungsordnung,
die mit dem 1. Januar 1912 in Kraft getreten ist, faßt die drei bisher
gesondert bestehenden Arbeiterversicherungen einheitlich zusammen und
gliedert der Invaliden- und Altersversicherung die Hinterbliebenen-
vers ich ernng an, die den hinterlassenen Arbeiterwitwen und -Waisen
Unterstützungen gewährt. Sie ersetzt auch die bisher zur Durchführung
der Reichsversicherung bestellten Verwaltungsbehörden und Gerichte ver-
schiedener Art durch besondere Verwaltungsbehörden, die
sich in drei Instanzen übereinander aufbauen. Diese Behörden sind das
Versicherungs-, Oberversicherungs- und Reichsversicherungsamt.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Belgien Deutschland
227
Aus den gestempelten Umschlügen wurden in der Folge die Frankocouverts,
und endlich löste sich von diesen die Freimarke, die sich jetzt sogar
im bürgerlichen Leben und Kleinverkehr eine Stelle als Zahlungsmittel
erworben hat.
Als das Jahr 1866 den Machtbereich des Preußischen Staates
erheblich ausdehnte und den ganzen Norden Deutschlands unter Preußen
als Vormacht einigte, da mußte die Taxissche Post verschwinden. Die
350jährige Gerechtsame des Hauses ward um die Abfindungssumme von
9 Millionen Mark beseitigt, und der ganze Apparat, einschließlich der
Generalpostdirektion zu Frankfurt am Main, ging an den Preußischen
Staat über, nicht ohne daß die Taxissche Verwaltung noch den Versuch
gemacht hätte, sich durch Eingehen auf die Forderungen der Neuzeit zu
behaupten.
Auch der überseeische Postverkehr hatte durch die ausblühende Dampf-
schifsahrt eine neue Entwicklungsstufe erreicht, man ließ fast bei jedem
Wind und Wetter die Postschiffe zu bestimmter Stunde in See gehen. Der
Norddeutsche Lloyd arbeitete Hand in Hand mit der deutschen Post und
gewährte dadurch die größten Vorteile. Innerhalb des Deutschen Reiches
woben die Eisenbahnen immer engere Netze, wodurch der Postverkehr an
Schnelligkeit gewann.
Der Generalpostmeister Stephan hatte seine erste folgenreiche Idee bereits
1865 der „fünften deutschen Postkonferenz", die in Karlsruhe tagte, vorgelegt,
nämlich eine Denkschrift, die zur Erleichterung und Beschleunigung des Post-
verkehrs die Einführung eines „offenen Briefes in gedrängter Form" empfahl,
die Postkarte. Stephan nannte seine Erfindung „Postblatt". Er mußte
aber fünf Jahre warten, ehe er seine Idee verwirklicht sah. Erst kurz
vor Ausbruch des Deutsch-französischen Krieges erfolgte endlich seitens der
deutschen Postverwaltung die Einführung der „Korrespondenzkarte". Wie
sehr die Post damit einem längstgefühlten Bedürfnisse entgegenkam, erhellt
daraus, daß gleich am ersten Tage der Einführung, am 25. Juni 1870,
allein in Berlin nicht weniger als 45000 Stück der neuen Karten verkauft
wurden. Noch deutlicher zeigte sich die Trefflichkeit der Postkarte während
des Krieges. Sie war es vor allem, welche den Verkehr unserer tapferen
Truppen mit den Lieben in der Heimat vermittelte. Durch die Leichtigkeit
ihrer Anwendung vermochte der Soldat im Felde recht oft Nachricht zu
senden; ja sogar nach eben beendeter Schlacht oder nahe dem Tode im
Lazarett, wo ein Brief der Umständlichkeit halber nicht zustande gekommen
wäre, vermochte der Krieger noch einige Worte auf die Postkarte zu
kritzeln. Der Umsatz an Postkarten betrug denn auch während der ersten
fünf Monate nicht weniger als 10 Millionen Stück.
Aber nicht nur für den Krieg, sondern hauptsächlich auch für die Zwecke
des Handels gewann die Postkarte weitgehende Bedeutung. Das Be-
dürfnis nach schriftlicher Mitteilung wuchs in demselben Verhältnis wir
die Leichtigkeit und Billigkeit der Beförderung.
Bald nach Deutschlands politischer Einigung erging auf Anregung
von Deutschlands tüchtigstem Postmann, dem weitschauenden Generalpost-
15*
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Stephan Stephan
Extrahierte Ortsnamen: Frankocouverts Deutschlands Frankfurt Main Karlsruhe Berlin Deutschlands Deutschlands
357
der Friedenspolitik, die uns bereits seit dein Jahre \87 ^ den Frieden gesichert
hat und welche die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, daß auch künftig der
Friede erhalten wird — daß wir in Übereinstimmung und Unterstützung dieser
Politik alles aufbieten, was möglich ist, um unter Heranziehung aller der
Wehrkraft, welche wir in Deutschland besitzen, uns stark zu machen zur Er-
haltung des Friedens und, wenn ein Äußerstes eintritt, zur raschen Wieder-
herstellung desselben. (Bravo I)
Präsident: Das Wort hat der perr Abgeordnete Graf von Behr-
Behrenhoff.
Abg. Graf von Behr-Behrenhoff: Meine perren, ich kann nur
namens meiner politischen Freunde erklären, daß wir uns den Ausführungen
der perren Vorredner anschließen.
Präsident: Der perr Abgeordnete Rickert hat das Wort.
Abg. Rickert: Meine perren, auch ich schließe mich dem Antrage an,
die Vorlage an die Budgetkommission zu verweisen. . . . Meine perren, wir
werden dieser Vorlage zustimmen in dem Sinne, daß wir der Zuversicht leben,
damit die Friedenspolitik der deutschen Regierung zu unterstützen. (Lebhafter
Beifall.)
Präsident: Das Wort wird nicht mehr verlangt; die Diskussion ist
geschloffen.
Es ist beantragt worden, die Vorlage an die Budgetkommission zu ver-
weisen. Mit Ihrer Genehmigung darf ich ohne besondere Abstimmung feststellen,
daß das paus diesem Antrage beigetreten ist.
wir gehen über zum zweiten Gegenstände der Tagesordnung: Zweite
Beratung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend Ände-
rungen der Wehrpflicht (Nr. 38 der Drucksachen), auf Grund des
Berichtes der X. Kommission (Nr. 99 der Drucksachen).
Berichterstatter ist perr Abgeordneter Freiherr von Maltzahn-Gültz.
Ich eröffne die Diskussion über Artikel I und erteile zur Geschäftsordnung
das Wort dem Freihsrrn von und zu Frankenstein.
Abg. Freiherr von und zu Franken st ein: Ich stelle nun den
Antrag, das Gesetz, wie es aus der Kommissionsberatung hervorgegangen ist,
en bloc anzunehmen. (Lebhafter Beifall.)
Präsident: Zur Geschäftsordnung hat das Wort der perr Abgeordnete
vr. von Bennigsen.
Abg. Vr. von Bennigsen: perr Präsident, ich bin bereit, auch namens
meiner Freunde, den gestellten Antrag zu unterstützen, namentlich um deswillen,
weil die Grundlage dieses Entwurfs von sämtlichen Parteien des pauses fast
ausnahmslos schon bei der ersten Beratung anerkannt ist. (Lebhafter Beisall.)
Präsident: Der perr Reichskanzler hat das Wort.
Reichskanzler Fürst von Bismarck: Ich kann nur Zeugnis
dafür ablegen, daß die verbündeten Regierungen für ein so entschlossenes und
rasches Entgegenkommen dankbar sein werden und darin nicht nur einen Beweis
des Vertrauens des Reichstages erkennen, sondern auch eine wesentliche Ver-
stärkung, welche diese Vorlage für die Garantien des Friedens haben wird.
(Lebhafter Beifall.)
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
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noch eine Restforderung von 66 Jt zusteht. Da Sie bis heute noch nicht
Zahlung geleistet haben, erlaube ich mir, Ihnen eine zweite Rechnung zuzusenden,
und gebe mich der Hoffnung hin, daß Sie für baldige Deckung des noch offenen
Postens sorgen werden.
Hochachtungsvoll
K. A. F r i d e.
b. Wiederholte Mahnung.
Leipzig, den 15. Juli 19 . ..
Herrn Kurt Becker in Borna.
Mein Schreiben vom 1. d. M. haben Sie zu meinem Bedauern bis heute
ganz unberücksichtigt gelassen. Ich sehe mich darum veranlaßt, Sie abermals um
Berichtigung meines Guthabens von 66 Jt zu ersuchen. Da ich eine längere
Frist nicht gewähren kann, so muß ich dringend um Erledigung bitten. Sollte
das wider mein Erwarten bis zum 1. August a. c. nicht geschehen sein, so werde
ich den Betrag durch Postauftrag erheben.
Hochachtungsvoll
K. A. F r i ck e.
Iv. ^ex&efyx mit Wehörröen.
1. Das gerichtliche Mahnverfahren.
a. Gesuch um Erlaß eines Zahlungsbefehls.
An
das Königl. Amtsgericht
zu Borna.
Ich bitte um Erlaß eines Zahlungsbefehls
gegen den Bauunternehmer Kurt Becker in
Borna, Hauptstraße 15, wegen einer For-
derung von
32 Jt für in der Zeit vom 25. Februar
bis 1. April 19... geleistete Schlosser-
arbeiten,
34 Jt Kaufpreis für zu diesen Arbeiten
gelieferte Bleirohre und Hähne.
Summa 66 Jt *) nebst 4 °/0 Zinsen seit dem
1. April 19 . . .
Erhebt der Gegner Widerspruch, so bitte ich
um Anberaumung eines Termins zur münd-
lichen Verhandlung.**)
Leipzig, den 20. August 19 . . . Hochachtungsvoll
A. K. F r i ck e, Schlossermeister,
_____________ Südstraße 5.
*) Übersteigt der Gesamtbetrag der geschuldeten Summe 600 Jt, so kann
gleichzeitig noch beantragt werden, die Sache im Falle des Widerspruchs des
Schuldners an das zuständige Landgericht zu verweisen. Es ist dies wichtig, da
bei Summen von über 4000^ drei Instanzen (Landgericht, Oberlandesgericht,
Reichsgericht) sich mit der Sache besassen können.
**) Erhebt der Schuldner nicht binnen einer Woche nach Zustellung des
Zahlungsbefehls Widerspruch, so bedarf es, um die Zwangsvollstreckung (Pfändung)
gegen ihn zu betreiben, eines Vollstreckungsbefehls.
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TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Kurt_Becker August Kurt_Becker August